In Deutschland herrscht eine paradoxe Situation: Während der wirtschaftliche Erfolg und die Qualität der Produkte weltweit geschätzt werden, fühlen sich immer mehr Leistungsträger im Land wenig wertgeschätzt und oft sogar benachteiligt. Unternehmer und Geschäftsführer im Mittelstand, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden, sehen sich zunehmend einer Arbeitskultur und einem gesellschaftlichen Klima ausgesetzt, in dem Leistung eher kritisch betrachtet und oft mit Neid begegnet wird. Hinzu kommt ein Steuersystem, das Leistungsträger durch hohe Abgaben belastet und ihrer Innovationskraft Grenzen setzt. Die Folge? Immer mehr Leistungsträger denken über eine Abwanderung nach.
Der Begriff „Leistungskultur Deutschland“ ist ambivalent besetzt. Einerseits steht das Land für Präzision, Qualität und Disziplin, andererseits kämpfen Führungskräfte immer mehr mit einer Kultur, die Erfolg und Streben nach Leistung häufig kritisch sieht. „Neidkultur“ und der Ruf nach Gleichheit verdrängen zunehmend den Stolz auf individuelle Leistungen.
Der Soziologe Heinz Bude brachte das Dilemma auf den Punkt: „In Deutschland ist der Erfolg eine Zielscheibe für Neider.“ Dieses Klima führt dazu, dass Leistungsträger sich für ihren Erfolg beinahe rechtfertigen müssen. In einer Zeit, in der die Diskussion um Work-Life-Balance und soziale Gleichheit dominiert, erscheint der Gedanke, sich durch Leistung hervorzuheben, oft unpassend. Doch eine Wirtschaft, die keine Leistungsträger hat oder diese gar vertreibt, schwächt sich selbst.
Die mangelnde Wertschätzung von Leistung hat gerade für das Unternehmertum im Mittelstand schwerwiegende Konsequenzen. Während in anderen Ländern die Gründung von Unternehmen und der wirtschaftliche Erfolg als wertvolle Bereicherung der Gesellschaft betrachtet werden, ist in Deutschland oft das Gegenteil der Fall. Die Wahrnehmung von Unternehmen als reine Profitmaximierer und Steuerzahler führt dazu, dass die entscheidende Rolle des Mittelstands für die Gesellschaft häufig übersehen wird.
Finanzexperte Friedrich Merz beklagte bereits 2019: „Wer leistet, wird hierzulande nicht gefördert, sondern blockiert. Das schwächt unsere Innovationskraft.“ Diese Barrieren belasten die Motivation von Unternehmern und Mitarbeitern gleichermaßen und führen zu einem Gefühl der Resignation und zu eingeschränkten Investitionsbereitschaften im Mittelstand.
Ein weiteres Problem, das Leistungsträger in Deutschland belastet, ist das ungerechte Steuersystem. Hohe Einkommensteuersätze und Abgaben für Unternehmer und Arbeitnehmer belasten nicht nur die Liquidität, sondern dämpfen auch die Motivation zur wirtschaftlichen Leistung. Laut dem Deutschen Steuerzahlerinstitut gehört Deutschland im internationalen Vergleich zu den Ländern mit den höchsten Abgabenlasten für Unternehmer.
Für den Mittelstand, der als Innovationsmotor gilt und für die Ausbildung von Fachkräften sorgt, sind diese Abgaben gravierend. „Es kann nicht sein, dass wir hier hart arbeiten, hohe Abgaben leisten und dann sehen, wie die Steuergelder verschwendet werden“, erklärte der Mittelstandsvertreter Hubertus Porschen. Die Sorge über Steuerverschwendung und bürokratische Hürden wächst, und immer mehr Unternehmer stellen sich die Frage, ob ihre Leistung und ihre Arbeit in Deutschland wirklich noch ausreichend geschätzt werden.
Deutschland hat sich durch eine tiefe Skepsis gegenüber Erfolg und Reichtum eine Art „Neidkultur“ entwickelt, die Leistung und unternehmerischen Erfolg häufig eher kritisch sieht. In einem Land, das gesellschaftliche Gleichheit hoch schätzt, wird Erfolg häufig misstrauisch betrachtet. Dies führt dazu, dass Erfolg selten als Motivation für andere gilt, sondern oft als Zielscheibe für Kritik.
In Ländern wie den USA hingegen wird unternehmerischer Erfolg positiv bewertet und als Ansporn für die Gesellschaft gesehen. Hier gilt das Motto „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ nach wie vor als Ideal. Es ist diese Anerkennung von Leistung und Erfolg, die Unternehmer dort eher anzieht als in Deutschland.
Andere Länder wie die USA, aber auch die Schweiz, Dänemark und die Niederlande, fördern Leistungsträger und wertschätzen deren Beitrag zur Gesellschaft. Dort wird Unternehmertum als Motor für Innovation und Fortschritt gesehen und weniger reguliert als in Deutschland. Dies zeigt sich beispielsweise in den geringeren Steuerbelastungen für Unternehmen und der größeren gesellschaftlichen Akzeptanz von Reichtum als Erfolgsmaßstab.
Die Schweiz bietet Unternehmern mit einem geringen Steueraufkommen und einer positiven Wertschätzung von Leistung ideale Voraussetzungen, um in Innovationsprojekte zu investieren. Der amerikanische Soziologe Richard Sennett bringt es auf den Punkt: „Leistung wird in den USA anerkannt und gefeiert, in Europa wird sie oft skeptisch betrachtet.“
Die Konsequenzen der beschriebenen Trends sind gravierend: Immer mehr Unternehmer und Leistungsträger im Mittelstand denken über eine Abwanderung nach. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben 15 % der deutschen Mittelständler in den letzten Jahren konkrete Pläne entwickelt, ihre Geschäfte ins Ausland zu verlagern.
Das bedeutet nicht nur, dass wertvolle Arbeitsplätze verloren gehen, sondern auch, dass Innovationskraft und wirtschaftlicher Erfolg geschwächt werden. Mit jeder abwandernden Firma verliert Deutschland ein Stück Zukunftspotenzial. Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – wenn Leistung hier weiterhin so wenig gewürdigt wird, wird das langfristige Folgen für den Standort Deutschland haben.
Es gibt jedoch Möglichkeiten, den Trend umzukehren und Deutschland wieder zu einem attraktiveren Standort für Leistungsträger zu machen. Einige Lösungsansätze könnten sein:
In Deutschland wird Leistung aktuell nicht ausreichend wertgeschätzt. Die Abgabenlast für Unternehmer ist hoch, die öffentliche Meinung eher kritisch, und die Arbeitskultur nimmt Leistungen oft nicht als Bereicherung wahr. Der Mittelstand und die Leistungsträger, die das Land so erfolgreich machen, werden durch Neid und regulatorische Hürden demotiviert. Ein Umdenken in der Gesellschaft und der Politik ist notwendig, um Deutschland langfristig wettbewerbsfähig und attraktiv für Leistungsträger zu halten. Denn wenn die aktuelle Entwicklung anhält, droht eine Mittelstandsabwanderung und damit ein Verlust an Innovationskraft und Arbeitsplätzen.
Deutschland muss seine Leistungskultur stärken, um wieder ein Ort zu werden, an dem Leistung nicht als Schande gilt, sondern als wertvolles Gut für die Gesellschaft geschätzt wird. Ich werde mich selbst hierfür sowohl gesellschaftlich als auch beruflich mein Leben lang einsetzen. Damit der Leistungsgedanke, den ich auch bei meinen Kindern vorlebe, weiterhin zählt.